Sandra Kreisler

Schum Davar






Ich habe schon sehr lange nichts explizit Jüdisches mehr auf die Bühne gebracht.
Und es fehlte mir.

Schum davar bedeutet „Keine Sache“ oder auch „gar nichts“ aber Schum ist auch das hebräische Wort für Knoblauch – viel mehr „des Juden Speise“ als die Zwiebel, wie Wilhelm Busch einst abfällig dichtete. Und Schum ist auch der Name, den die Chassidischen Juden einst dem großem Städtetriumvirat Speyer, Worms und Mainz gaben, jenen drei Städten in denen die religiöse Chassidische Bewegung so florieren konnte.
Das war mein Ausgangspunkt für diesen Liederabend.
Zudem wollte ich wieder einmal mit einer neuen musikalischen Besetzung arbeiten, und habe tatsächlich mit Gennadij Desatnik an Geige, Bratsche, Gitarre und Valeriy Khoryshman am Akkordeon ein Team gefunden, das mich ergänzt, konterkariert, und vor allem: Mit dem Musik machen so richtig Spass macht!

Ich habe also versucht, für die Mitglieder der diversen jüdischen Gemeinden Lieder zusammenzustellen, die eben nicht von allen anderen Kollegen gesungen werden, selten gehörte, klassische Kabarettchansons, die nicht in Jiddischer Sprache, aber explizit von jüdischem Humor und der so typisch jüdischen humanistischen Grundhaltung getragen sind.
Zugleich ist es mir ein Anliegen, für die, wie ich sie nenne, „Ethno-Touristen“ auch eine Grundhaltung zu vermitteln.
Auch hier gilt: Wo Kreisler draufsteht ist auch Kreisler drin. Man darf nichts streichelweiches von mir erwarten.

Der Antisemitismus steigt zugleich mit der Stetl-Nostalgie: Man hört immer öfter, dass hitzigste Diskussionen über Beschneidung und verschiedenste Arten von Israel-Bashing doch nichts mit Antisemitismus zu tun hätten! 
Antisemitismus ist über Umwege wieder salonfähig geworden, weil man ja in eines der vielen „Ach-wie-schön -waren-die-Lieder-aus-dem-Stetl“ -Programmen von guten bis minder guten Kollegen gehen kann, und in der Pause dann die sattsam bekannten Sentenzen ála Grass, Augstein, Polenz und Co gar nicht SO schlimm findet, denn: „Es muss doch möglich sein...“ man kennt das.
Also wird auch diese Facette der Jüdischen Lebenswirklichkeit nicht ausgeklammert.

Es ist ein modernes jüdisches Programm, kein „Städtele Belz, Jiddische Mame – Liederabend“. Und wir haben uns bemüht, mit diesem Programm Jung und Alt, Jüdisch und Nichtjüdisch, Deutsch und Russischstämmige anzusprechen.

 

 

 

 

 

 





 

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Kiewer Tramway
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